Beton und Glas des Architektenhauses erstrahlen in der Abendsonne. Auf unsere Frage, wie Marta (39) aka @maledesignchen einen Architekten für ihr Haus gefunden hat, lächelt sie: „Ich brauchte keinen suchen.“ – Denn Marta ist Architektin und hat ihr 200 qm großes Heim im Grünen unweit des Soester Altstadtkerns einfach selbst geplant. Seit 2006 wohnt sie hier mit ihrem Mann und mittlerweile zwei Kindern.
Welche Tipps die Architektin zum Hausbau hat, bei welchen Punkten es sich lohnt, vorausschauend zu planen, und ob der Budgetrahmen eingehalten wurde, verrät uns Marta in unserer Serie „Projekt Traumhaus“.
Und am Ende des Beitrages findet ihr einen Grundriss sowie Herstellernachweise.
Das Haus mit sieben Zimmern steht auf einem 750 qm großen „durchgeplanten“ Grundstück. Direkt daneben schließt eine wilde Wiese an.
Liebe Marta, als Architektin deines eigenen Hauses: Wie bist du bei der Planung vorgegangen?
Wenn man ein Haus bauen möchte, hat man ja schon bestimmte Vorstellungen, gerade wenn man beruflich damit zu tun hat. Der Weg war eigentlich ganz klassisch durch alle neun Leistungsphasen: von Grundlagenermittlung, Vorentwurf, Entwurf, Genehmigungsplanung über Ausführungsplanung und so weiter …
Welche zwei Dinge waren dir bei der Planung des Hauses wichtig?
Dass alle Zimmer zu jeder Lebensphase immer nutzbar bleiben. Das heißt: Bevor die Kinder da sind und auch wenn sie irgendwann wieder ausgezogen sind. Und dass das Haus nachhaltig und anpassungsfähig bleibt. Dazu gehört auch die Materialwahl.
Für welche Bauweise habt ihr euch entschieden?
Mischbauweise aus Stahlbetonfertigteilen und Mauerwerksbau.
Der Kamin von Wodtke lässt sich ganz einfach drehen.
Wie kam es, dass ihr so viel mit Stahlbeton gearbeitet habt?
Da wir von Berufs wegen mit Stahlbetonfertigteilen zu tun haben, kamen diese bei uns an diversen Stellen zum Einsatz. Das gesamte Treppenhaus besteht aus Stahlbetonfertigteilen sowie die Stützen der Dachterrasse, der Keller, die Decken, eine Sichtbetonfassade auf der Eingangsseite und viele gestalterische Elemente im Außenbereich wie die Betonstelen hinter dem Pool, die großformatigen Betonplatten im Vorgarten, Betonblumenkübel, Arbeitsplätze aus Beton bei der Außenküche sowie beim Pflanztisch.
Wie würdest du den Stil eures Hauses beschreiben?
Unser Haus würde ich als modern, hell und geradlinig beschreiben. Ich liebe skandinavisches Design und kombiniere gerne Alt und Neu – einfach so, wie es mir gefällt. Bei uns findet man nur wenige Materialien. Ich mag vor allem Holz, Beton, Glas sowie helle und schlichte klassische Möbel. Farbakzente setze ich mit auswechselbaren Gegenständen wie Vasen, Bildern und diversen Accessoires.
Der reine Hausbau vom Kelleraushub bis zum Einzug hat ungefähr sieben Monate gedauert.
Wie viele Zimmer habt ihr geplant?
Wir haben ein großes Wohn- und Esszimmer mit offener Küche. Zwei Kinderzimmer, ein Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer. Ein großes Badezimmer im Obergeschoss sowie ein Gäste-WC im Erdgeschoss. Im Untergeschoss befindet sich zusätzlich ein Spielkeller sowie ein Heimkino.
Worauf hast du jeweils bei der Gestaltung der Räume Wert gelegt?
Bei allen Räumen inklusive Badezimmer waren uns große Fenster wichtig – helle, lichtdurchflutete Räume mit Blick ins Grüne. Ich wollte schon immer eine sehr geradlinige, moderne und offene Küche haben. Wichtig waren mir viel Stauraum und ein großer Küchenarbeitsblock mit Bewegungsfreiheit für alle. Die Oberfläche sollte leicht zu reinigen sein, deswegen haben wir uns für eine matte Glasoberfläche entschieden – kann ich nur empfehlen!
Und bei der Gestaltung von Wohn- und Esszimmer?
Das Wohn- und Esszimmer ist ein Mix aus alten und neuen Möbeln sowie selbst entworfenen und selbst gebauten Möbeln. Wir haben Beistelltischchen und eine Couch aus den 70ern, im Kontrast dazu das selbst gebaute Betonregal so wie der DIY-Betoncouchtisch. Mir ist wichtig, dass Einrichtung und Gestaltung individuell sind. Mich haben schon immer kleine Details fasziniert. Vasen, Bilder, Accessoires werden ständig neu arrangiert.
Wo lässt sich beim Hausbau Geld sparen, worin sollte man lieber investieren?
Man sollte weitsichtig planen. Hierbei empfiehlt es sich, einen Architekten zu beauftragen. Die Planung und Bauüberwachung eines Architekten vermeidet Baumängel, spart Zeit, Nerven und viel Geld. Danach kann man mit etwas handwerklichem Geschick durch Eigenleistung etwas Geld sparen.
Was konntest du bei deinem Haus alles selbst machen?
Alles, bis auf die Gewerke Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro.
Welche Gedanken sollte man sich machen, bevor man sich für das Bauen entscheidet?
Ich finde es wichtig, Ideen zu sammeln und sich Gedanken zu machen, was einem bei seinem Haus wichtig ist. Man sollte eine Art Prioritätenliste erstellen, damit die Anforderungen auch dem Budget entsprechend ausgearbeitet werden können.
Welche Tipps hast du für uns, von denen du wünschtest, dir hätte sie jemand beim Hausbau gegeben?
Manche Leute versteifen sich auf bestimmte Raumaufteilungen oder bestimmte Wohnkonzepte und sind sehr festgefahren in ihrer Meinung. Es gibt nicht immer nur eine Lösung.
Könntest du Menschen, die bald ein Haus bauen möchten, eine Kurzanleitung geben, was step by step zu tun ist?
- Ideen sammeln und Prioritätenliste erstellen, abwägen, was einem wichtig ist und wo man kompromissbereit ist
- Budget festlegen
- Einen Architekten beauftragen, der alles Weitere vom Entwurf über die Kostenschätzung, Genehmigungsplanung, Ausführungsplanung, Ausschreibung der entsprechenden Gewerke sowie den gesamten Ablauf des Projekts koordinieren kann
- Frühzeitige Auswahl von Materialien und Ausstattung, damit der Architekt/Planer auch richtig kalkulieren kann
Was lässt sich noch vorausschauend planen?
Man sollte sich frühzeitig genau überlegen, wo man Steckdosen, Beleuchtung oder Kabelkanäle braucht. Es ist sinnvoll, immer viele Dinge vorzubereiten, auch wenn man sie nicht direkt ausführen kann: zum Beispiel Leerrohre legen und Steigleitungen vorbereiten für spätere Entwicklungen in der Gebäudetechnik. Bei uns war es zum Beispiel die Fotovoltaikanlage, in die wir erst kürzlich investiert haben. Dafür konnten wir einen Kabelzugschacht nutzen, den wir vom Hausanschlussraum bis auf das Dach gezogen haben.
Warum möchtest du genau so wohnen?
Hier fühle ich mich frei und kann mich entfalten! Wir lieben unser Haus und unseren Garten, auch wenn es viel Arbeit bedeutet. Einerseits mitten in der Natur und andererseits sehr zentral gelegen. Es ist unser Lebensprojekt! Man ist ja nie fertig ...
Erzähle uns doch bitte noch ein bisschen etwas zu eurem Garten.
Unser „durchgeplantes“ Grundstück ist ca. 750 qm groß. Unsere wilde Wiese nebenan ist genau das Gegenteil von „durchgeplant“. Es ist ein Kinderspielparadies mit großen Bäumen zum Klettern und Schaukeln, einem Tipi im Gebüsch versteckt, Bretterhäuschen, Indianerplatz und vielem mehr.
Garten und Pool hast du selbst geplant und gestaltet …
Ja, zuerst gab es nur eine Wiese. Als ich mit unserer Tochter vor acht Jahren schwanger war, habe ich angefangen, die ersten Blumenbeete anzulegen. Als Kontrast zu unserem sonst geradlinigen Stil wollte ich an der Grundstücksgrenze den Garten mit Stauden wild und naturnah gestalten. Nach und nach habe ich immer mehr von meinen Ideen umgesetzt.
Für den Pool habt ihr euch jedoch erst später entschieden ...
Der Traum von einem eigenen Pool war schon immer da. 2016 war es dann so weit. Nach langen Recherchen haben wir uns für einen GFK-Pool entschieden. Dieser ist sehr langlebig, formstabil und pflegeleichter als ein Folienbecken. Da unsere Kinder zu der Zeit noch klein waren, stand die Sicherheit an erster Stelle. Deswegen haben wir einen Hersteller gewählt, der eine „kindersichere“ Rolladenabdeckung anbietet. Als Solarabdeckung heizt sie das Wasser sogar mit auf. Passend zum Haus sollte es ein geradliniges Becken werden. Die Flachwasserzone bietet Platz zum Entspannen und ist optimal zum Spielen für kleine Kinder geeignet. Nach den Baggervorarbeiten war nicht mehr viel von unserem Garten übrig. Dann wurde der Pool über eine extra angelegte Baustraße in unseren Garten gehoben. In sehr viel Eigenleistung wurde der Garten dann wieder hergerichtet! Betonplatten verlegt, Rasenkantensteine gesetzt, Gräser gepflanzt …
Hast du deinen Budgetrahmen einhalten können?
Ja! Wir haben immer nur das gebaut, was wir uns leisten konnten. So kommt nach und nach alles zusammen. Zum Beispiel haben wir erst in den letzten Jahren Einbauschränke vom Schreiner anfertigen lassen, uns die Traumküche geleistet und den Pool gebaut.
Würdest du aus heutiger Sicht etwas anders machen?
Unser Haus ist bereits 14 Jahre alt. Heute würde man vielleicht bei bestimmten Dingen eine andere Formsprache benutzen. Man entwickelt sich ja auch selbst immer weiter, so wie die Technik und die Möglichkeiten auch. Grundsätzlich sind wir aber sehr zufrieden mit unserem Haus. Das Einzige, was mich ein bisschen ärgert, ist, dass wir im Innenbereich nicht mehr in Sichtbeton ausgeführt haben. Aber wer weiß, vielleicht haben wir auch nicht das letzte Mal gebaut …😉
Liebe Marta, vielen Dank für das informative und spannende Interview!
Um kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @maledesignchen hier folgen.
Grundrisse von Erdgeschoss und Obergeschoss
HERSTELLERINFOS
Küche: Modell NX902 von next125; Arbeitsplatte Dekton 12 mm Zenith
Fußböden: Massivholzdiele Eiche, geölt
Badezimmer: Vero-Waschtisch von DURAVIT, Armaturen von Axor, WC „Subway“ von Villeroy & Boch
Esstisch: bulthaup C2
Leuchten: Faretto-Hängeleuchten im Ess- und Wohnbereich sowie in der Küche von Slamp, Arco-Stehleuchte von Flos im Wohnzimmer
Kamin: Fire SL von Wodtke
Einbauten: individuelle Anfertigungen vom Schreiner vor Ort
Pool: RivieraPool von Ancona WetLounge, Technik: Ospa