Große Medizinbälle mit abgeschrapptem Leder, das verfärbte Holz von Turngeräten aus der Schule und Kunst, die Geschichten erzählt; das liebt Bettina aka Rosmarina. Ihr Zuhause im Westen Hamburgs beherbergt deshalb viele Einzelstücke im Industriestil, aus Schulen, Antiquariaten, Galerien und von Flohmärkten. Ihre Vintage-Schätze kombiniert sie gekonnt mit Designobjekten und dekoriert mit viel Liebe zum Detail und immer durchgängigen Farb- und Stilkonzepten ständig neu.
"Ich mag es lieber analog als digital", erklärt sie im nachfolgenden Interview ihre Freude am Einrichten. Wir sind froh, dass sie trotzdem auf SoLebIch.de aktiv ist und uns heute für eine große Homestory die Tür zu ihrem ganz besonderen Zuhause öffnet und viel über sich und ihre Familie, Urlaube und Hamburg erzählt.
→ Auf dieser Pinnwand findet ihr Einrichtungsgegenstände, mit denen auch Rosmarina wohnt oder die zu ihrem Wohnstil passen. Vielleicht entdeckt ja auch ihr hier euer neues Lieblingsteil!
Liebe Bettina, wer steckt hinter Rosmarina?
Ich bin Ende 30, gebürtige Hamburgerin und selbständig in der grünen Branche. An Rosmarina hat mein Mann seinen gewichtigen Anteil, denn in Einrichtungsfragen sprechen wir beide gleichberechtigt mit - und sind uns meistens auch einig. Wir wohnen mit unseren beiden Kindern, vier und acht Jahre alt, seit 2011 in einem Einfamilienhaus im Westen von Hamburg.
Beschreibe bitte, wie ihr wohnt.
Unser Haus haben meine Schwiegergroßeltern 1970 für sich als Altersruhesitz gebaut – mit rund 90 qm Wohnfläche auf einer Ebene. Nach Plänen eines Architekturbüros sind nach dem Rückbau bis knapp über Rohbauzustand fast 160 qm Wohnfläche entstanden.
Über unseren Wohnstil sind wir uns nicht ganz einig, ich würde ihn als modern, als einen Mix aus sachlichen Möbelstücken, Klassikern, und einigen besonderen Vintage-Stücken bezeichnen. Oder ist das schon Retro? Im Erdgeschoss wohnen wir zum Großteil auf den originalen Fußböden aus Eichenparkett und Travertiner Marmor – beides ja regelrecht Trendfußböden der späten 60er Jahre.
Welche besonderen Herausforderungen gab es beim einrichten, welche Veränderungen hast du vorgenommen und was war dir besonders wichtig?
Unsere vorhandene Einrichtung ist aus unserer deutlich kleineren Wohnung fast vollständig mit umgezogen, um dann nach und nach ergänzt und zum Teil auch ersetzt zu werden. Ein Esstisch mit Glasplatte ist nicht wirklich praktisch mit Kindern – jetzt dient er als Schreibtisch. Entscheidend war uns das schrittweise Einrichten – um nicht nach einem Großeinkauf in einer Art Möbelhaus-Musterkoje zu landen.
Ich versuche, bei der Einrichtung authentisch zu bleiben: Kunststoff ist Kunststoff und Holz ist Holz – es sieht so aus und fühlt sich so an. Wenn einzelne Stücke eine Geschichte mitbringen – wie die alten Turngeräte, Reklamebuchstaben oder unser Flipper - umso besser! Ich mag zuhause keine künstlich patinierten Oberflächen und auch keine So-tun-als-ob-Oberflächen wie Fliesen in Holzoptik oder Laminate.
Was möchtest du an deinem Zuhause noch verändern?
Ehrlich gesagt bin ich eigentlich ganz zufrieden – sonst wäre beim Hausumbau wohl etwas ganz falsch gelaufen. Veränderungen ergeben sich vor allem mit dem Wachstum der Kinder. Gerade haben wir das Zimmer unserer Tochter entrümpelt und teils neu eingerichtet. Ich versuche, mit Möbelstücken und vor allem mit einer Deko eine Weile einfach zu leben – auch wenn es angesichts der vielen Inspirationsquellen manchmal schwer fällt. Nachhaltigkeit ist ein strapazierter Begriff – aber schon mit der Entscheidung Hausum- statt Neubau sind wir einer gewissen Grundhaltung gefolgt.
Woher kommt deine Leidenschaft für's Einrichten?
Die Leidenschaft kam bei mir erst mit dem Umzug ins eigene Haus. Meine Eltern wohnen sehr geschmackvoll mit einem Mix aus Antiquitäten und zeitlos-schlichten Holzmöbeln, so dass ich wohl ästhetische Bildung von daheim mitbekommen habe, andererseits aber Einrichtung als eine eher statische und einmalige Angelegenheit erlebt habe.
Würdest du sagen, dass sich deine Persönlichkeit in deiner Einrichtung widerspiegelt?
Ganz bestimmt: Der Umbau der Schlauchküche zur offenen Wohnküche spiegelt mein Bedürfnis nach Funktionalität und Kommunikation wider. Unsere Einrichtung wird vor allem durch Kunst, mit der wir uns umgeben, persönlich. Ich wünschte, wir hätten noch viel mehr weiße Wände!
Hat sich dein Wohnstil im Laufe deines Lebens verändert?
Seine ersten beiden Wohnungen hat mein Mann tatsächlich möbliert gemietet – komplett mit Trockensträußen und Wanddeko aus verblichenen Kalenderblättern. Aus heutiger Sicht kann ich das kaum glauben, aber Steigerungsfähigkeit fanden wir beide schon immer gut!
Unsere Einrichtung muss unserem Alltag Raum geben – das bedeutet im Moment, dass Spielzeuglandschaften sich erträglich in unser tägliches Wohnen einfügen ohne dass gleich überall Chaos herrscht – schließlich sind unsere Kinder ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Dafür muss es Ecken geben – damit im Gegenzug alle anderen Ecken auch mal so aussehen dürfen, wie es sich die „Großen“ vorstellen.
Wer oder was inspiriert dich?
Wohnmagazine inspirieren mich – manchmal mehr, als mir lieb ist – da ist Selbstbeherrschung gefragt! Außerdem ist die Natur eine große Inspirationsquelle.
Müsstest du wieder umziehen, welche Einrichtungsgegenstände würdest du mitnehmen?
Unser Bett mit Hüslernest – weil dieses Bett meine Rückenschmerzen vertrieben hat. Und meine Tolomeo-Leselampe dazu!
Deine drei Lieblings-Hersteller/Shops im Einrichtungsbereich:
Ich mag Hay und Donna Wilson und mich sprechen viele der geschmackvollen bei Monoqi vorgestellten Produkte an. Mein absoluter Lieblingseinrichtungladen ist Lys Vintage in Hamburg Eimsbüttel.
Nach hause kommen bedeutet für dich...?
... vom Beruf abschalten und ab ins Familienleben: Schuhe aus, Füße hoch!
Versuche doch bitte mal, deinen Stil, bzw. Lifestyle kurz in Worte zu fassen.
Authentisch und unkompliziert, farbig - aber nicht zu bunt, mehr analog als digital.
Welche Leidenschaften neben dem Einrichten hast du noch? Was macht dich aus?
Ich nähe leidenschaftlich gerne, vor allem Taschen in allen Größen, aber auch Bekleidung und das ein oder andere Kissen.
Würdest du sagen, dass sich die Ästhetik deines Einrichtungsstils auch auf andere Lebensbereiche wie zum Beispiel Mode, Kochen oder Reisen auswirkt?
Wenn Du wissen möchtest, ob ich wegen der zahlreichen Turngeräte den ganzen Tag in Gymnastikanzug und Turnschläppchen herumflitze – ein klares NEIN !
Ich glaube, dass sich das Thema Gartengestaltung und Natur umgekehrt auf unsere Inneneinrichtung auswirkt. Der Wunsch nach einem spannenden Mix mit Vintage-Elementen endet im Garten jedoch leider häufig in Deko-Kitsch, hier toben wir uns lieber drinnen aus.
Wie sieht es eigentlich in deinem Kleiderschrank aus?
Farbig, jedoch überwiegend uni und ohne Print. Im Büro muss ich glücklicherweise keinen Dresscode vorleben. Bei Labels geht’s bei mir quer Beet zwischen Boss orange, Hilfiger und G-Star, bei Schuhen liebe ich gerade sehr Kennel & Schmenger.
Deine Geheimtipps für Hamburg:
Meine Lieblingsboutique in Hamburg ist praktischerweise der Möbelladen Die Wäscherei in der City Nord (sonnabends mit engelsbeflügelten Verkäufern und DJ-Musik); an der Elbe fürs Schiffegucken bei leckerer Küche liebe ich die Terrasse von Das Alte Lotsenhaus in Oevelgönne. Für ein Wochenende in der eigenen Stadt darf es unbedingt das 25hours Hotel in der HafenCity sein – coole Einrichtung, (noch) Elbblick und Leih-Fahrräder für die Tour zu Fischmarkt und Portugiesenviertel mit Galao und portugiesischem Crossaint zum Frühstück.
Was ist dein liebstes Reiseziel? Hast du für dort einen Ausflugs- oder Übernachtungstipp, den du uns nicht vorenthalten möchtest?
Zu meinen Lieblingsreisezielen gehört Madeira. Dort liebe ich das Naturerlebnis auf Wanderungen durch einsame Gegenden und im Lorbeerwald entlang der alten Bewässerungskanäle, den Levadas. Und hinterher schwarzen Degenfisch mit Kochbanane im Cà Te Espero oder O Jango in Funchal.
Was isst du am liebsten und verrätst du uns das Rezept, das dir immer gelingt?
Bei uns kocht mein Mann – mittlerweile ganz gut **lach**, ich lasse mich aber auch sehr gerne zum Inder einladen.
Wie bist du zu SoLebIch gekommen und wie findest du es hier?
Ich war auf der Suche nach Inspiration für die Küchendeko – und bin auch fündig geworden. Die Community ist unterhaltsam und ich spickele gerne in andere Wohnungen. Schön wäre etwas mehr Diskussion über Einrichtungsfragen – losgelöst von Mitgliedsbildern.
Gab es einen schönsten SoLebIch-Moment für dich und wie war das eigentlich mit dem Künstler Serge Hamad, der dein Wohnungsbild mit seiner Fotografie entdeckt hat?
Über meine Bilder im neuen Solebich-Buch habe ich mich sehr gefreut, genauso wie über viele persönliche Nachrichten. Der Kontakt mit Serge Hamad begann unerfreulich – er hatte vermutet, dass ich ein schlechtes Plagiat seiner Kunst erworben hatte und riet mir, dieses Machwerk zu vernichten. Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass seine Fotografie mich zu einer eigenen Collage inspiriert hat, gab es einen sehr netten Kontakt, der dazu führte, dass wir zwei Fotografien zugeschickt bekamen – und er mich bei meinem nächsten Besuch in NY auf einen Kaffee einlädt ...
Vielen Dank für das schöne Interview und die vielen Tipps!
Wenn ihr jetzt auch kein neues Bild von Rosmarina mehr verpassen wollt, folgt ihr über ihr SoLebIch-Profil. Dort könnt ihr auch Bilder ihrer vorherigen Wohnung ansehen und ihr eine persönliche Nachricht schreiben.
Dieses Interview ist Teil einer ganzen Serie, mit der wir die Menschen hinter den Bildern redaktionell vorstellen wollen. Dabei waren bereits anne.marie, Christin, Oceanside,Sallysunshine, Houseno44, MiMaMeise, Karyna, lovevintagelove, Schmasonnen, Millie82 und MiMa9308 mit vielen Einblicken in ihr Zuhause und bald folgt mehr, um viele SoLebIch-Mitglieder und ihr ganz individuelles SoLebIch besser kennen zu lernen.
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