Mid Century: Tolle Wohnungen im 50er Jahre Stil
Die Fünfziger Jahre sind vor allem eine Zeit der Suche nach Orientierung in Folge der Katastrophe des Kriegs. In einer Gesellschaft, die sich unaufhaltsam und immens schnell zur modernen Konsumgesellschaft entwickelt, bietet die Privatsphäre der eigenen vier Wände Sicherheit und Schutz.
Die Fünfziger Jahre: "Keine Experimente!"
In Deutschland fasst Adenauers Wahlparole "Keine Experimente!" die Stimmung der Zeit zusammen: Es wird versucht, an alte Werte anzuknüpfen – auch im Wohnen. Eine allgemeine Neuorientierung findet nicht statt, der Wunsch nach dem Besonderen ist noch nicht geweckt. Gedeckte und gebrochene Farben bestimmen die Wohnungen, Design-Ideal ist die knappe gute Form zugleich ästhetischer und funktionaler Produkte.
Prägend für das Design der Fünfziger ist die Auseinandersetzung mit der Tradition der Moderne. In vielen Ländern knüpfen Gestalter an nationale Traditionen an, so zum Beispiel in Skandinavien an die handwerkliche Tradition und in Italien an den Ruf Italiens als Land des guten Geschmacks und des Qualitätsbewußtseins. Verbände, Organisationen und regelmäßige Ausstellungen, darunter die Triennale in Mailand (auf der Finn Juhl mehrmals prämiert wird) und die Ausstellungen des Museum of Modern Art in New York, fördern modernes Design.
Ab den 50er Jahren können Möbel sehr günstig hergestellt werden und dienen als Experimentierfeld und Spielwiese für Designer. Besonders bei Sitzmöbeln charakterisieren verspielte körperliche Formen und eine Vielzahl von Größen und Materialien das Nachkriegsdesign. Viele davon gelten heute als Designklassiker. Der Stuhl wird der Ort der Innovationen, Ideen und neuen Kunststoff- und Schaumstoffmaterialien. Polstersessel übernehmen eine Schlüsselrolle beim Mobiliar. In den 50er Jahren werden zunächst die Bezüge bunt und gemustert, bald erweitern Schaumstoffpolsterung, Stretchstoffe und Kunststoffe die Möglichkeiten. Die Möbel der Fünfziger sind eher schlank und weisen oft geschwungene Formen auf – typisches Beispiel ist der Nierentisch, der bis heute als Inbegriff des Wohnens der Fünfziger gilt.
Verschiedene Stilrichtungen im Design der 50er Jahre
Zwei Stilrichtungen dominieren das internationale Design: ein auf den Traditionen des skandinavischen Designs beruhender organischer Modernismus (Aalto, Eames, Jacobsen) und ein Neofunktionalismus (Rams), der vor allem elektrische Geräte als technisch virtuose Einrichtungsgegenstände inszeniert.
Der Finne Alvar Aalto entwickelt die Grundideen des organischen Designs, also eines Designansatzes, der sich an organischen Formen der Natur orientiert und dynamische Rundungen und kraftvolle Wölbungen betont. Aalto übt einen großen Einfluß auf Charles und Ray Eames, Eero Saarinen und Arne Jacobsen aus, und die Traditionen des skandinavischen Designs und die amerikanische Ästhetik der Jahrhundertmitte verbinden sich in einer Reihe von bewusst als organisch konzipierten Stühlen beispielsweise von Charles Eames (Organic Chair 1940, aus Holz), Eero Saarinen (Tulip Chair 1955, aus Kunststoff) und Harry Bertoia (Diamond Chair 1952, aus Stahldraht).
Die dänischen Designer Arne Jacobsen (Stühle Ameise, Serie 7 Grand Prix, 1952-1957), Finn Juhl (Sofa Poeten, 1941) und Hans Wegner (China Chair 1944, Y-Chair, 1950 ) führen das am Material Holz orientierte skandinavische Design fort, während in Deutschland die in der Bauhaus-Tradition stehenden Konzepte der Hochschule für Gestaltung in Ulm die funktional-minimalistischen Entwürfe von Designern wie Dieter Rams prägen.