Wenn Esther (59) aka @Danimarrain von ihrem kleinen Garten spricht, ist ihre große Liebe zu dem so wunderbar verwunschenen Ort unmittelbar spürbar. Mit Leichtigkeit sagt sie das grüne A(pfelrosen) B(lausternchen) C(hinaschilf) ihrer Gartenpflanzen auf dem gerade mal 400 qm großen Grundstück auf. „Tatsächlich ist unser Garten nur 20 m breit und ca. 8 m tief, liegt nach Süden, wobei nach Osten und Westen die Gärten unserer Nachbarn angrenzen. Dies schafft eine gewisse Weite und lässt unseren Garten optisch größer wirken“, erklärt Esther. Und das tut dieser verzauberte Wohlfühlort mit seinem beruhigenden Wassergeplätscher, der umlaufenden Holzterrasse sowie seiner unbändigen Naturnähe und -vielfalt zweifellos ...
Weshalb Esther und ihr Mann unweit ihres Gartens einen weiteren Garten mit kleinem Häuschen besitzen? Und welche Fehler sie zu Beginn der Gartenplanung gemacht haben? Ein Gespräch im idyllischen Grün gibt Aufschluss.
Von A(kelei) bis Z(ierschlitzahorn): Am Ende des Beitrags gibt uns Esther noch einen kleinen Überblick, was in ihrem einladenden Garten genau wächst und wann was blüht.
Esthers Lieblingsplatz im Garten befindet sich unter dem großen Baum oder am Teich: „Wunderschön, wenn das Wasser über die Natursteinstufen herunterplätschert und in der Sonne glitzert“, schwärmt sie. Der kleine Aluminiumklappliegestuhl von Jati & Kebon erinnert Esther an die Holzliegen ihres damaligen Dorffreibads Ende der Sechziger.
Liebe Esther, wie würdest du deinen Garten in drei Worten beschreiben?
Durchatmen, draußen wohnen, glücklich sein.
Im Sommer 2000 ist Esther mit ihrem Mann und ihren beiden Jungs (damals 11 und 9) in den 190 qm großen Holzneubau in der Nähe von Stuttgart gezogen. „Inzwischen leben wir hier zu zweit mit unserer 12-jährigen Hundeseniorin“, erklärt Esther, die seit vergangenem Sommer ein Sabbatical einlegt, ihre Arbeit als Lehrerin aber sehr vermisst.
„Unsere Kinder wünschten sich, vom Holzterrassensteg aus die Füße im Wasser baumeln lassen zu können.“
Blick nach Norden: Während im Hintergrund der Holunder blüht, treffen sich an der Hauswand Topfpflanzen wie Clematis, Olive und Einjahresblumen.
Was ist dir wichtig, um sich in einem Garten wohlzufühlen?
Lauschige, nicht einsehbare Ecken, schattige Plätzchen, aber auch welche zum Genießen der Morgen- oder Abendsonne. Blütenduft in großer Vielfalt, Vogelgezwitscher und kaum Lärm. Ich bin sehr dankbar für die Ruhe in unserem Garten. Spielende Nachbarskinder stören nicht … sie bedeuten Lebensfreude.
Ab und zu kommen die Nachbarsmädchen vorbei, um sich im Teich ihre Füße zu kühlen.
Bereits vor der Gartengestaltung war euch klar, dass ein kleines Gewässer mit beruhigendem Plätschern Platz finden soll ...
Ja, unsere Kinder wünschten sich, vom Holzterrassensteg aus die Füße im Wasser baumeln lassen zu können. Auch unsere Besuchs- und Nachbarskinder genießen das bis heute. Den Teich hat mein Mann selbst angelegt. Es gibt einen kleinen Wasserlauf von einem künstlich angelegten Hügel herunter, in dem wir die Filteranlage versteckt haben.
Auch Retrieverhündin Leesha genießt den Garten sehr. Der cremeweiße Sonnenschirm von Glatz lässt sich leicht auf der umlaufenden Holzterrasse bewegen – je nach Sonnenstand und Bedarf.
„Außerdem sollte der Garten zu jeder Jahreszeit Struktur haben.“
Auf dem Weg vom Hauseingang zum Kiesweg sorgen kriechende Campanulaglöckchen in Lila für Farbakzente. Am Kiesweg wachsen Frauenmantel, weiße Pfingstrosen und Alliumzwiebeln, am Fahrradschuppen Weinreben und wilder Wein.
Welche Tipps hättest du gerne vor der Planung deines Gartens gehabt? Beziehungsweise: Hast du Tipps für Gartenneulinge?
Wir haben einige Gartenzeitschriften und Bücher zu „Kleine Gärten“ gewälzt und trotzdem Lehrgeld bezahlen müssen. Zu viel, zu eng gepflanzt. Unseren Gartenplan haben wir selbst umgesetzt. Ich finde, dass erst mal strukturgebende Pflanzen, Terrassen, Wege und Lichtquellen wichtig sind. Pflanzen können dann nach einer gewissen Zeit immer noch ergänzt oder das Zuviel kann wieder herausgenommen werden. Außerdem sollte der Garten zu jeder Jahreszeit Struktur haben. Deshalb sollten auch immergrüne Pflanzen berücksichtigt werden. Leider verloren wir vor drei Jahren einige wirklich schöne und groß gewachsene Buchsbaumkugeln an den Buchsbaumzünsler.
Die zwei runden, klappbaren Gartentische sowie Sessel Brazil aus Teakholz sind von MBM. Obwohl sie nicht imprägniert sind, feiern sie bereits ihren 20. Geburtstag in Esthers Garten: „Wir mögen die silbergraue Patina sehr, und sie dürfen noch lange bei uns bleiben.“ Zudem laden Teakholzgartenliegen sowie Gartenklappsessel inklusive Fußhocker von Stern zum Entspannen ein.
Für welche Hecke habt ihr euch als Sichtschutz zum öffentlichen Fußweg und als Grenzbepflanzung zu den Nachbarn entschieden?
Für eine gemischte einheimische Hecke (Eiben, Hainbuchen, Spiräen). Rechts nach Westen einigten wir uns auf eine mit Kletterpflanzen bewachsene Holztrennwand. Blühende Sträucher, Gräser und Stauden – vorwiegend in Weiß- und Pastelltönen – lockern die Strenge der Hecke auf.
Gemütlich und leicht beweglich: Die Fiam-Amigo-Liege von Jan Kurtz steht meist unter dem großen Ahornbaum. Dazu gesellt sich der kleine, gelbe Asia-Holzschirm. Warum Esther Pfingstrosen so besonders mag? „Es ist faszinierend, was in kurzer Zeit aus dem Nichts wächst und so überschwänglich blüht! Wusstet ihr, dass eine Pfingstrose, die sich wohlfühlt, ein halbes Jahrhundert an derselben Stelle verweilen kann und immer prächtiger blüht?“, erklärt sie.
Was war euch bei der Gartenplanung noch wichtig?
Wir wollten Blickachsen mit sich wiederholenden Sträuchern. So haben wir zum Beispiel Felsenbirnen nach Ost, Süd und West sowie große weiße Schneeballsträucher in Ost und Süd. Beide Sträucher haben auch eine herrliche Herbstfärbung. Durch die großen öffentlichen Feldahornbäume blieb uns beim Einzug das unbehagliche Neubaugebiet-Feeling erspart. Unseren direkt nach Süd angrenzenden Baum bezogen wir in unsere Planung mit ein. Wir lieben es, unter seinem Blätterdach zu sein.
Blick nach Ost: Hier zeigen sich die Schneeballsträucher Anfang Mai in Vollblüte. Ebenso die Hortensie und Clematis im Topf sowie der Frauenmantel.
Auf was habt ihr bei der Pflanzenauswahl Wert gelegt?
Der Garten soll natürlich wirken. Daher bevorzugen wir einheimische Pflanzen mit einem hohen ökologischen Wert für Vögel, Bienen und viele Insekten.
Herbstanemonen und Himbeeren
„Wir haben letzten Sommer ein Bewässerungssystem installiert – auch für die Topfpflanzen.“
Empfindest du deinen Garten als pflegeleicht?
Ja! Die Stauden, die sich wohlfühlen, sind geblieben und wachsen munter jedes Jahr. Im Frühjahr müssen teilweise Sträucher zurückgeschnitten, das Vertrocknete der Gräser und Stauden muss entfernt werden. Im Frühjahr lässt sich bei noch feuchter Erde wunderbar das Unkraut jäten. Sobald sich das Staudenbeet schließt, bleibt es fast unkrautfrei.
Den Teich überspannen zwei feinblättrige Zierschlitzahorne. Im Hintergrund überragt eine kleine Hängebirke das natürlich eingebettete Gewässer. Auch Schirmbambus sorgt für Grün im Winter. Im Wasser blühen früh im Jahr die Sumpfdotterblumen, im Sommer Seerosen. Große Kieselwackersteine decken die Teichfolie ab und bilden mit der Randbepflanzung ein natürlich wirkendes Ufer.
Wie bewässerst du deine Pflanzen?
Wir haben letzten Sommer ein Bewässerungssystem installiert – auch für die Topfpflanzen. Wenn ein kleiner Garten in die Jahre kommt, die Sträucher kräftige Wurzeln entwickelt haben, ist es oft vorbei mit so manchen Stauden. Deshalb wachsen jetzt Funkien, Hortensien, Clematis, Heidelbeere, viele Kräuter und auch Einjahresblumen in den Töpfen. Außerdem stehen unsere zwei großen Oliven- und Zitronenbäume im Sommer draußen.
Die Felsenbirne in Herbstfärbung. „Ich finde es faszinierend, das Gartenjahr mit den jeweils blühenden Pflanzen zu erleben, gekrönt von der Herbstfärbung und dem Abtauchen in den Winterschlaf, besonders schön, wenn zauberhaft überschneit“, freut sich Esther.
Lohnt es sich deiner Meinung nach, einen Gartenprofi hinzuzuziehen?
Wenn man es sich leisten kann, erleichtert dies einiges. Zumindest ist es sehr hilfreich, sich einen professionellen Gartenplan erstellen zu lassen. Man kann aber auch durch Versuch und Irrtum in das Gärtnern hineinwachsen. Das dauert dann zwar länger, aber so ist es unser Garten geworden. Unsere Pflanzen sind wie gute Freunde: Man sorgt sich um sie, lebt mit ihnen und erfreut sich am Wachsen, Gedeihen und Blühen.
„Es zeigt, dass ein großer Garten und Reisen sich nicht unbedingt ausschließen.“
Im Frühjahr 2014 entdeckten Esther und ihr Mann ein fast unleserliches Verkaufsschild am verrosteten Gartentor einer Obstbaumwiese oberhalb ihres Ortes in der Nähe des Waldes. Beeindruckt von der herrlichen Aussicht und der nahen Lage zu ihrem Wohnhaus, konnten die beiden den Verkäufer ausfindig machen und den herrlichen Garten inklusive Häuschen kaufen.
Erzählst du uns abschließend noch ein wenig über euer „Hädi“ – also euer Gartengrundstück fußläufig von eurem Wohnhaus?
Unserem gemeinsamen Motto treu „Alles kann, nichts muss“ verbringen wir hier gerne Zeit – arbeitend oder in Muße, feiernd mit Freunden. Auch haben wir hier bunte Staudenbeete, duftende Rosen, blühende Sträucher, Bäume mit alten Apfelsorten, Kirschen, Zwetschgen, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche oder Walnüsse. Mein Mann sagt immer, er ist für das Essbare zuständig und ich für das, was bestaunt wird: die Blumen! „Gepflegte Wildnis“ – so finden wir auch noch Zeit, in der Hängematte ein Buch zu lesen oder einfach den ziehenden Wolken nachzuschauen und von der Ferne zu träumen. Denn wir reisen auch gerne und der Garten muss durchhalten, wenn wir einige Wochen nicht da sind … Es zeigt, dass ein großer Garten und Reisen sich nicht unbedingt ausschließen.
Weshalb habt ihr euch zusätzlich für einen weiteren Garten entschieden?
Uns reizte die herrliche und ruhige Lage: umgeben von Weinbergen, die Waldnähe und ganz besonders die wunderschöne Aussicht ins Remstal bis nach Stuttgart. Es ist nur zehn Minuten Fußweg von unserem eigentlichen Zuhause entfernt. Wenn wir das Naturparadies erreichen, fühlt es sich ein bisschen wie Kurzurlaub an: woanders aufzuwachen – und das im Sommer auch unter freiem Himmel … Außerdem können wir hier Bioobst und selbst angebautes Gemüse ernten und die Vielfalt der Tiere und Vögel erleben … Vielleicht wollte sich mein Mann auch einfach den heimlichen Traum eines Aufsitzmähers erfüllen, denn das Grundstück ist 2.500 qm groß.
Esther und ihr Mann freuen sich jetzt schon auf die Glühwürmchenzeit im Juni – die kleinen fliegenden Sternchen, die in der Dämmerung die Blumenwiese zum Leuchten bringen. Auch Fledermäuse, Eichhörnchen, Eulen, Rehe, Igel, Spechte, Käfer, Blindschleichen sowie viele Vögel und unzählige Schmetterlinge fühlen sich hier wohl.
Liebe Esther, vielen Dank für das schöne und spannende Interview im Grünen!
Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @Danimarrain hier folgen.
Ein kleiner Überblick über Esthers blühendes Gartenjahr:
- Das Gartenjahr startet mit den frühen gefüllten Schneeglöckchen, Winterlingen, Blausternchen, Elfenkrokussen, wilden Primeln, gefolgt von Mininarzissen, Traubenhyazinthen und vielfältigen pastellfarbenen Tulpen, violettem Zierlauch (Allium), Schachbrettblumen, begleitet von Kaukasusvergißmeinnicht, echten Schlüsselblumen, blau blühender Katzenminze, Akelei und grüngelb blühender Wolfsmilch.
- Die lila kriechenden Campanulaglöckchen dürfen wachsen, wo sie wollen.
- Erste blühende Sträucher ab Mitte/Ende März sind die weiß blühenden Spiräen, Felsenbirnen, gefolgt von überreich blühenden weißen Schneebällen, weißem Flieder und dem duftend gefüllten weißen Bauernjasmin. Pfingstrosen in großer Vielfalt, Schwertlilien, duftende Apfelrosen, Hortensien (Annabell und Bauernhortensien). Eine Vielfalt an Funkien am Teich im Schatten. Frauenmantel, niedriger Storchschnabel und Lavendel. Herbstanemonen in Weiß und Rosa, begleitet von Himbeeren und Gräsern (Chinaschilf und Lampenputzer).
- Zwei feinblättrige Zierschlitzahorne am Teich. Im Hintergrund überragt eine kleine Hängebirke das natürlich eingebettete Gewässer. Auch Schirmbambus sorgt für Grün im Winter. Im Wasser blühen früh im Jahr die Sumpfdotterblumen, im Sommer Seerosen.
- Im Spätsommer begleitet die violette Eibischblüte die Hortensienpracht, Fetthennen, Sonnenhut (Rudbeckia) und die Gräser. Die Holztrennwand zum Nachbarn ist begrünt mit wildem Wein, hellblau blühender Clematis und großblättrigem Efeu, der im Herbst nach Honig duftet.
Über die SoLebIch-Gartenstorys: Es grünt und blüht überall, doch niemals gleich: In unseren grünen Homestorys versammeln sich individuelle Fragen und Antworten, Bildergalerien und Pflanztipps von Hobbygärtnern, Profis und Interessierten zum Thema Garten. Ob kleiner Stadtgarten oder großes, ländliches Grundstück – all diese Gärten sind traumhaft schön und inspirierend. Ladet jetzt eure ersten Gartenbilder auf SoLebIch hoch und werdet Teil unserer Serie!