„Unser Garten mutet an wie ein Ort in der Karibik!“ – Zu Besuch im natürlichen Küstengarten von -Emilie- in Irland

von Claudia H.

Saftig grüne Landschaften und eine sanfte Meeresbrise, die sich nach Freiheit und Unbeschwertheit anfühlt: Als wir Emilie alias @-Emilie- in ihrem Cottage in Irland besuchen, macht die grüne Insel ihrem Namen alle Ehre. Seit 2013 haben sich die 64-Jährige und ihr Mann hier ein zweites Zuhause geschaffen, das insbesondere durch den wundervollen Küstengarten zum entspannten Refugium wird: Während große Palmen Schatten spenden und tiefrote Azaleen für ein Farbfeuerwerk sorgen, entführen verwunschene Plätzchen und ein plätschernder Bach in märchenhafte Gefilde.

Gemeinsam mit Emilie sind wir durch die verschiedenen Teile ihres 6.000 qm großen Gartens gewandert, konnten Asien, Australien und den Mittelmeerraum erkunden und so manch geheimnisvolle Ecken entdecken. Neben ihren Lieblingsorten im Garten hat sie uns auch Empfehlungen zum Anpflanzen sowie einen spannenden Irland-Tipp verraten!

Einiges in Emilies Garten war beim Kauf des Hauses bereits angelegt, manches wurde von ihr und ihrem Mann verändert, erweitert oder neu gestaltet. „Viele wundern sich, dass unser Garten in Irland ist“, lacht Emilie. „Dem Klima sei Dank mutet Kilravock Gardens nämlich manchmal an wie ein Ort in der Karibik!“

„Für mich ist es ein Lebenstraum, der in Erfüllung ging!“

Emilies Häuschen in Irland hat etwa 120 qm und wurde liebevoll renoviert und umgestaltet. Man kann aus jedem Zimmer das Meer sehen. „Für mich ist es wirklich ein Lebenstraum, der in Erfüllung ging!“, schwärmt Emilie.

Liebe Emilie, dein Mann und du wohnt eigentlich in München. Wie seid ihr zu so einem tollen Haus und Garten in Irland gekommen?

Es war eigentlich schon lange klar, dass wir irgendwann zumindest teilweise in Irland leben werden. Da mein Mann Ire ist, hat er sich oft nach seiner Heimat gesehnt, das Meeresklima vermisst und den Münchner Föhn nur schlecht vertragen. Meine Bedingung für diesen Schritt war immer: Ich möchte Wasser sehen. Da kam unser Cottage am Meer wie gerufen!

Emilie (64) hat pädagogische Psychologie studiert und lange als Dozentin in der Lehrerbildung gearbeitet. Genauso wie ihr Mann, der Lehrer in München war, ist sie nun im Ruhestand und kann viel mehr Zeit auf der irischen Halbinsel Sheep’s Head verbringen als früher. Trotzdem zieht es sie alle paar Wochen nach Deutschland zu ihren Kindern und Enkelkindern, während ihr Mann in Irland die Stellung hält.

Kannst du uns etwas mehr über euren Garten erzählen?

Er liegt im Südwesten Irlands, in West Cork, direkt an einem Meeresarm, ist nach Süden ausgerichtet und heißt Kilravock Gardens. Dem Golfstrom ist es zu verdanken, dass es hier so gut wie nie Frost gibt und auch seltene Gewächse verhältnismäßig problemlos gedeihen. Es herrscht ein ganz besonderes Mikroklima!

Emilies irischer Garten liegt direkt am Wasser und umfasst mehr als 6.000 qm. Damit ist er für deutsche Verhältnisse relativ groß. „In Irland ist es nicht ungewöhnlich, etwas mehr Land zu haben“, erklärt sie.

Was macht den Garten für dich so besonders?

Für mich ist das Besondere an unserem Garten, dass er quasi viele verschiedene „Zimmer“ umfasst, die jeweils ganz unterschiedliche Pflanzen beherbergen und die daher auch diverse Namen tragen: Es gibt den „Asian Garden“, in dem unter anderem Kamelien und Azaleen, japanische Fächerahorne und Trochodendren (Radbaum) wachsen, den „Mediterranean Garden“ mit vielen Palmen, Keulenlilien, Yuccas und Restios, den „Southern Hemisphere Walk“, in dem der Besucher vor allen Dingen auf Pflanzen aus Australien und Neuseeland stößt, den „Flower Garden“ vor dem Haus, in dem das ganze Jahr immer etwas blüht, und den „Berry Garden“.

Fantastische Farbenpracht: Im asiatischen Teil des Gartens blühen im Frühjahr unter anderem Azaleen in herrlichen Rot- und Rosatönen. Warum in Irland vieles besser gedeiht als in Deutschland? „Die Temperaturen sind das Entscheidende“, sagt Emilie. „Es gibt hier nur äußerst selten Frost und das ist ein großer Vorteil!“

„Manchmal bin ich ganz verzaubert, wenn ich um eine Ecke komme.“

Palmen, Lilien und ein wundervoller Blauregen prägen den mediterranen Teil des Gartens. „Manchmal bin ich selber ganz verzaubert, wenn ich um eine Ecke komme“, gesteht Emilie.

Ein kleiner Bach begrenzt den Garten auf einer Seite. Die rote Brücke inmitten von Grün wirkt stimmungsvoll und sorgt für japanisches Flair.

Und dann gibt es da noch „Emilie’s Garden“ …

Das stimmt! „Emilie’s Garden“ wurde neu angelegt und da durfte ich entscheidend mitbestimmen. Es handelt sich um einen relativ kleinen Bereich am Ende des Grundstücks: Unter einem alten Glockenturm ist ein Durchgang in „meine“ Gartenwelt. Hier wachsen vor allem Rosen, Hortensien und Lavendel – meine Lieblingsblumen.

„Emilie’s Garden“ verfügt über eine zweite kleine Terrasse, auf der Emilie und ihr Mann im Sommer gerne Besuch empfangen und gemütlich Kaffee und Tee trinken.

Außerdem steht dort seit zwei Jahren ein kleines Haus auf Stelzen, das Platz für einen Tisch, eine Liege und andere Kleinigkeiten bietet. „Es ist ein schöner Rückzugsort für mich oder meine Freundinnen mit Blick auf die Bucht“, findet Emilie.

Den Stil eures Gartens würdest du als „constructed naturalism“ bezeichnen. Was bedeutet das genau?

Im 19. Jahrhundert kam man in England langsam davon ab, akkurat gepflegte Rasenflächen ohne jegliche blühende Pflanzen und schnurgerade Beete zum Ziel der Gartengestaltung zu machen. Statt einjährige tropische Pflanzen zu platzieren, war nun die Idee, Wildstauden aus aller Welt so zu pflanzen, dass sie sich frei entwickeln können und möglichst wenig Einfluss genommen wird. Genau das versucht auch mein Mann!

Neben den vielen Wildstauden beherbergt der irische Garten von Emilie und ihrem Mann auch einen kleinen Nutzgarten. „Vor dem Cottage habe ich Töpfe mit Kräutern und in den Gewächshäusern werden Tomaten und Trauben gezogen“, erklärt Emilie. „Am wichtigsten sind für mich aber meine Kästen mit Pflücksalat – den hole ich mir jeden Tag!“

Habt ihr euch dabei an bestimmten Vorbildern orientiert?

Das könnte man so sagen! Unsere Urlaubsreisen haben uns oft nach England und Irland geführt und immer stand das Besichtigen von Gärten und alten Herrenhäusern auf dem Programm. Insbesondere Stourhead in Wiltshire, Mount Stuart in Nordirland und Garinish Island sind unsere Lieblingsgärten, die wir immer wieder besuchen.

Was sind typische Elemente, die ihr von dort übernommen habt?

Rasen mit Gänseblümchen, Glockenblumenteppiche, Gartenabteile mit einem vorherrschenden Farbschema und kleine waldähnliche Abschnitte mit alten, zum Teil toten Wurzeln und kaum zugänglichen Wegen zeichnen die genannten Gärten aus. Dazwischen sind Wasserbecken, kleine Tempel oder Pavillons und Türme.

Traumhaft romantisch: Der Garten gleicht an vielen Stellen einem verwunschenen Märchengarten. Besonders schön sind die vermooste Treppe und die pinken Kamelienblüten. „Unser Cottage ist von außen kaum zu sehen, weil es quasi mit dem Garten verschmilzt“, sagt Emilie.

Wo befindet sich dein Lieblingsplatz im Garten?

Je nach Stimmung, Tageszeit oder Sonnenstand gibt es verschiedene Plätzchen, die ich gerne aufsuche. Ich mag es, langsam durch den Garten zu schlendern und einfach zu schauen. An jeder Ecke gibt es überraschende Einblicke!

Immer für Überraschungen gut: Der vielfältige Garten hält viele, teils noch unentdeckte Geheimnisse bereit. „Zum Teil haben wir erst nach Jahren Treppen oder Gefäße entdeckt, die vollkommen überwuchert waren“, berichtet Emilie. „Das beste Beispiel ist eine alte Mauer an unserer Zufahrt, die mein Mann erst vor drei Jahren freigelegt hat.“

Hast du Tipps für Gartenneulinge?

Take your time! Recherchiert gründlich und findet immer heraus, was die beste Lage für die jeweilige Pflanze ist.

Hortensien sind Emilies absolute Lieblingspflanzen. „Ich liebe ihre Farben, ihre Formen und bin immer wieder erstaunt über die Größe und Vielfalt, die es gibt!“, schwärmt sie. Auch Rhododendren, Kamelien und Baumfarne fühlen sich in ihrem Garten pudelwohl.

Welche deiner Pflanzen ist so pflegeleicht, dass du sie jedem empfehlen würdest?

Ich würde für Deutschland Pittosporum, Cornus kousa (Asiatischer Blüten-Hartriegel) und diverse Ahornarten empfehlen. Aber so pauschal kann man das natürlich schwer sagen. Letztendlich entscheiden die Bodenbeschaffenheit und das Klima.

Der hohe palmenartige Baum (Pseudopanax ferox), der ursprünglich in Neuseeland beheimatet ist, liegt Emilie sehr am Herzen: „Er ist so etwas wie unser Wahrzeichen und hat sogar Hurrikan Ophelia 2017 – dem schlimmsten Sturm seit 50 Jahren – getrotzt, der hier im Südwesten mit fast 200 km/h an Land ging.“

„Im Südwesten Irlands herrscht ein ganz besonderes Mikroklima!“

In Irland gelten Rhododendren als „weed“ (Unkraut), weil sie sich sehr ausbreiten und andere Pflanzen gerne erdrücken. „In unserem Reihenhausgarten in München bin ich schon froh, wenn sie blühen und Frost und Hitze nicht zu größeren Schäden führen“, schmunzelt Emilie.

Und zum Schluss ein kleiner Reisetipp: Was sollte man sich ansehen, wenn man in Irland ist?

Es gibt im Südwesten Irlands den sogenannten West Cork Garden Trail, in dem sich Gartenliebhaber organisieren, gegenseitig besuchen und ihren Privatgarten der Öffentlichkeit zugänglich machen. Da sind wir auch dabei! Nach Anmeldung kann unser Grundstück besichtigt werden, die Einnahmen spenden wir einem guten Zweck.

Gärtnern liegt Emilies Mann gewissermaßen im Blut. „Sein Opa war ‚Head Gardener‘ auf einem Landgut und auch er geht völlig in der Pflanzenwelt auf“, erklärt Emilie. Sie selbst ist eher für die Dekoration und das Haus zuständig. Da die beiden Teil des West Cork Garden Trails sind, kann man ihren wundervollen Garten in Irland nach Voranmeldung sogar besichtigen.

Die meisten ihrer Gartenmöbel hat Emilie von Gartenhändlern aus der Umgebung oder aus zweiter Hand. Durch solarbetriebene Lichterketten, Lampions, Rosenkugeln und Sonnenfängerblumen (Cazador-del-sol) schafft sie eine besondere Stimmung.

Liebe Emilie, vielen Dank für das schöne und spannende Interview und die faszinierenden Einblicke in deinen Küstengarten!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @-Emilie- hier folgen.

Weitere Gartenstorys könnt ihr hier entdecken.

Über die SoLebIch-Gartenstorys: Es grünt und blüht überall, doch niemals gleich: In unseren grünen Homestorys versammeln sich individuelle Fragen und Antworten, Bildergalerien und Pflanztipps von Hobbygärtnern, Profis und Interessierten zum Thema Garten. Ob kleiner Stadtgarten oder großes, ländliches Grundstück – all diese Gärten sind traumhaft schön und inspirierend. Ladet jetzt eure ersten Gartenbilder auf SoLebIch hoch und werdet Teil unserer Serie!

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