Vielfältig, im stetigen Wandel und ganzjährig blühend – so beschreibt Tine aka @gräserrauschen ihren nachhaltigen Garten am Rande Bremens. Das 370 qm große Naturparadies lockt nicht nur mit herrlichen Blumenvarianten und einer selbst gebauten Outdoorküche, es zaubert Tine auch jeden Tag ein Lächeln auf die Lippen: „Ich liebe es, an den Beeten entlangzuschlendern und mich daran zu erfreuen, wie alles wächst.“
Wie sich der Garten im Laufe der Zeit verändert hat, warum es manchmal besser ist, bei der Planung auf professionelle Hilfe zu setzen, und warum ihre Kinder partout keine Rutsche bekommen, erzählt Tine im Interview.
Tines Lieblingspflanze wechselt von Jahreszeit zu Jahreszeit. Im Frühling liebt sie Vergissmeinnicht und Akelei (links), im Sommer eher Phlox und Duftnessel. Im Herbst und Winter hat sie besonders Herbstanemonen in ihr Herz geschlossen.
Liebe Tine, was braucht es deiner Meinung nach, um sich in seinem Garten wohlzufühlen?
Eine bunte Mischung an Pflanzen, die den Wechsel der Jahreszeiten feiert. Verschiedene Sitzplätze, die man je nach Tageszeit aufsuchen kann. Gutes Gartengerät. Wenig Kinderspielzeug und das aus Holz. Meine Kinder müssen aufgrund meines ästhetischen Empfindens auf Rutsche und Trampolin verzichten.
„Weil ich mich in Frankreich so in die Fermob-Outdoormöbel verliebt habe, haben wir als Eyecatcher eine kleine Sitzecke aus der Bistro-Serie in fröhlichem Gelb angeschafft.“
Wie können wir uns denn deinen Garten vorstellen?
Unser Garten mit seiner Ost-West-Ausrichtung hat eine Fläche von ca. 370 qm und liegt aufgrund der regional typischen Bauweise der Häuser auf zwei Niveaus: Der 80 qm große Vorgarten liegt höher als der Garten hinterm Haus, der ebenerdig zum Keller bzw. Souterrain liegt. Vom Vorgarten geht es neben dem Haus also runter in den Garten.
Und wann blüht es bei dir?
Ich wollte unbedingt einen Garten haben, in dem von Februar bis in den Dezember hinein immer etwas blüht oder Struktur da ist. Mein SoLebIch-Nickname lässt ja Gräserliebe vermuten, aber die Gräser stehen bei uns tatsächlich eher im Hintergrund.
Die Vorbesitzer haben den Zaun zum Nachbarn entfernt, sodass die gemeinsame Rasenfläche nun den Blick großzügig schweifen lässt. Hinter den Bäumen verläuft ein gut genutzter Fuß- und Radweg, auf dem ab und an Bekannte zum Plausch vorbeikommen.
Tine ist 41 Jahre alt und arbeitet als Förderschullehrerin schwerpunktmäßig mit Schüler*innen mit einer geistigen Beeinträchtigung. Seit acht Jahren lebt sie mit ihrem Mann und den Kindern in einem Reihenendhaus von 1969.
Was hättest du gerne gewusst, bevor du mit der Planung deines Gartens begonnen hast?
Ich hätte gerne eher verstanden, dass man zuerst die Licht- und Bodenverhältnisse im Garten beobachten und sich vertiefend damit auseinandersetzen sollte, was sonnig, halbschattig und schattig wirklich bedeutet. Dann wäre mir nämlich sofort klar gewesen, dass die sonnenliebenden Pflanzen, die ich so mag, leider nichts für unseren Garten sind, und ich hätte mir einiges an Lehrgeld erspart.
Es grünt im Garten: Farn, Funkien, Jack Frost.
Euer Garten war anfangs eher ruhig und unaufgeregt, wurde von einer großen Rasenfläche dominiert. Was habt ihr alles verändert?
In den ersten Jahren haben wir in Eigenregie den Vorgarten verändert: Rhododendren raus, einen neuen Weg zum Haus inklusiver kleiner Terrasse gepflastert, eine kleine Rasenfläche angelegt und die Beete neu bepflanzt. Aber auch hinten im Garten hat sich einiges getan: Gleich nach dem Einzug haben wir den Jägerzaun gegen einen Staketenzaun ausgetauscht, die Holzterrasse vergrößert, zwei riesige Birken gefällt und den Garten kindgerecht mit Stelzenhaus, Sandkiste und Weidentipi gestaltet.
„Zu Carex und Lampenputzergras setze ich dieses Jahr noch Berg-Reitgras und Herbstkopfgras. Das waren übrigens Tipps, die ich über SoLebIch von @milen erhalten habe.“
„Morgens schenkt mir unser Vorgarten Energie und Freude für den kommenden Tag, nachmittags heißt er mich mit seiner Schönheit wieder zu Hause willkommen.“ Über das Jahr verteilt blühen hier Maiglöckchen, Zierquitte, Forsythien, Ginster, Holunder, Bauernjasmin, rote und weißen Kletterrosen, Akeleien, Cosmeen, Hortensien, Lavendel, Wasserdost, Sonnenhut, Herbstanemonen und Skimmien.
Beeindruckend! Warum habt ihr euch dennoch für professionelle Unterstützung entschieden?
Im vorletzten Herbst hatten wir einfach genug von unserer Stückelarbeit und da wir zudem schwierige Lichtverhältnisse (eher schattig) und schwierige Bodenverhältnisse (lehmig, im Winter mit Staunässe, im Sommer trocken durch die Bäume) haben, haben wir uns eine professionelle Gartenplanung gegönnt und eine Gartenarchitektin gefunden, die mit ihren Arbeiten unserem Geschmack entsprach.
Viele der Gartenmöbel hat Tines Mann selbst gebaut, zum Beispiel die Sitzbänke aus Douglasienholz für die Terrasse.
Wie ging es mit ihrer Hilfe dann weiter?
Unsere Vorüberlegungen und Wünsche (Verkleinerung der Rasenfläche zugunsten klimaangepasster Stauden, Halbhochbeete, eine Outdoorküche, ein Miniteich und eine Pergola) hat sie in ihren Entwurf eingearbeitet, sodass wir im Anschluss – wieder in Eigenregie – mit der weiteren Umgestaltung beginnen konnten.
Auch im eher schattigen Beet bei der Terrasse gedeihen Pflanzen gut: Hier wachsen Duftnessel, Schönaster, Phlox, Purpurglöckchen, September-Silberkerze und Kaukasusvergissmeinnicht. Sie werden von Funkien und Farnen in Töpfen ergänzt.
Vorher-Nachher: Für die neu entstandene Beeteinfassung wurden hauptsächlich regionale Bruchsteine, Kies und altes Kopfsteinpflaster verwendet.
Anschließend wurden die Halbhochbeete neu bepflanzt. Hier wachsen nun Duftnessel, Purpurglöckchen, Glockenblumen, Bergminze, Storchschnabel, Lavendel, Wiesenknopf, Patagonisches Eisenkraut, Sommerwaldastern, Lungenkraut, Hibiskus und ein Federbuschstrauch.
Bei der Umgestaltung eures Gartens habt ihr vor allem auf das regionale Materialangebot zurückgegriffen …
Stimmt! Schon beim Terrassenbau war uns die Verwendung von heimischen Hölzern (Douglasie) wichtig und so war es für uns selbstverständlich, dass wir auch bei den Steinen auf ein möglichst regionales Angebot zurückgreifen. Hierzu haben wir insgesamt neun Tonnen Bruchsteine, Kies und altes Kopfsteinpflaster aus einem nahe gelegenen Steinbruch bestellt, die mein Mann dann unter Ächzen und Fluchen bewegt und verbaut hat.
Ein Highlight in Tines Garten: Die von ihrem Mann selbst entworfene und gebaute Outdoorküche, die sich an die Terrasse anschließt. „Dank der Feuertonne von Feuerhand nutzen wir die Küche sogar im tiefsten Winter.“
Welche Tipps würdest du Gartenneulingen mit auf den Weg geben?
1. Sucht euch einen Gartenplaner eures Vertrauens.
2. Seid geduldig – Pflanzen brauchen ihre Zeit! Das gilt besonders für Hecken. Um wie viel schöner ist eine ökologisch sinnvolle Hainbuchenhecke gegenüber Kirschlorbeer ohne jeden Mehrwert?
3. Sucht eine (Stauden-)Gärtnerei auf. Hier bekommt ihr gute Beratung. Zum digitalen Einlesen empfehle ich die Seite der Gärtnerei Gaißmayer.
4. Baut euch eine Grundwasserpumpe ein.
5. Achtet bei Materialien auf Regionalität und ökologische Nachhaltigkeit.
6. Gärtnern ist oft wie eine Koalitionsverhandlung, in der man selbst der Zwergpartner ist und die Natur immer am längeren Hebel sitzt. Fehlschläge gehören einfach dazu!
Herzlichen Dank, liebe Tine, für das informative Interview und die tollen Einblicke in deinen Garten!
Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @gräserrauschen hier folgen.
Über die SoLebIch-Gartenstorys: Es grünt und blüht überall, doch niemals gleich: In unseren grünen Homestorys versammeln sich individuelle Fragen und Antworten, Bildergalerien und Pflanztipps von Hobbygärtnern, Profis und Interessierten zum Thema Garten. Ob kleiner Stadtgarten oder großes, ländliches Grundstück – all diese Gärten sind traumhaft schön und inspirierend. Ladet jetzt eure ersten Gartenbilder auf SoLebIch hoch und werdet Teil unserer Serie!